Die Wälder bedecken knapp 20% der Gesamtfläche des Parks und sind von grosser Bedeutung, nicht nur weil sie Zufluchtstätte für eine grosse Anzahl von Tierarten sind, sondern auch, weil sie aus ökologischer Hinsicht den Gleichgewichtzustand bilden, zu dem sich spontan die Vegetation richtet. Darüber hinaus sind sie in vielen Fällen das einzige natürliche Verteidigungssystem gegen die hydrogeologischen Risiken (Erdrutsche, Lawinen, Überschwemmungen).
Im Park gibt es mehrere Waldarten, die in der Regel in zwei Hauptgruppen unterteilt werden: Laub- und Nadelwälder.
 

Laubwälder

Die Buchenwälder (Fagus sylvatica), typisch für die piemontesische Seite des Parks und völlig abwesend auf der trockeneren aostanischen Seite. Die Buchen bildet dichte Wälder; das Laub, das mit Mühe zerfällt, bildet eine dicke Schicht, die vielen Krautarten das Wachsen verhindert, sowie die dichte Baumkrone, die wenig Licht während des Sommers durchlässt. Das Unterholz des Buchenwaldes ist in der Tat viel artenreicher im Frühjahr, wenn die Blätter noch nicht voll entwickelt sind.

Die Ahorn-Schluchtwälder (Acer pseudoplatanus) und die Linden-Schluchtwälder (Tilia platyphyllos). Diese Wald-Arten sind punktförmig im Park vorhanden, auf den Nordhängen und an den niedrigeren Höhen, wo die Wasserverfügbarkeit besser ist.

Die Kastanienwälder (Castanea sativa) wurden in den meisten Fällen durch den Menschen beeinflusst, der sie lang sowohl für das Holz wie auch für die Früchte bewirtschaftet hat, indem er die Bäume zu Nutzschlägen aussetzte, die deren Wachstum regulierten. Der Kastanienbaum zieht Gelände mit relativ mildem Winterklima vor, und nur selten wächst er oberhalb 1000 m Höhe. Im Inneren des Parks befinden sich alle Kastanienwälder eines bestimmten Wertes auf der piemontesischen Seite.

Dem Pionier- und eindringlichen Gehölz gehören mehrere und heterogene, relativ junge Baumformationen, die sich vorwiegend an sonnigen einst für Landwirtschaft und Viehzucht genutzten Hängen entwickelt haben. Die meistvertretenen Arten sind Espe, Birke, Hasel.

Nadelwälder

Die Kieferwälder (Pinus sylvestris). Dieser Baum verträgt problemlos die Klimatrockenheit und die Knappheit an Nährstoffen im Boden, ist aber unfähig, gegen die anderen Baumarten aufzukommen, und dafür bildet er offene Wälder auf armen, felsigen und dem Süden ausgesetzten Böden.

Diese Kieferart ist sehr viel häufiger in der valdostanischen Parkseite.

In den Fichtenwäldern (Picea abies) finden wir oft auch Lärchen. Das Unterholz besteht aus Kräutern und aus Arten, die typisch für die Heiden sind. Diese Wälder sind vielleicht die meistverbreiteten im Mittelstreifen der subalpinen Stufe bis 1800-2000 m Höhe.

Die Lärchen- und Arvenwälder sind die geschlossenen Wälder, die die obersten Höhen auf den Westalpen erreichen, bis zur oberen Grenze der subalpinen Stufe (2200-2300 m). Die Arve (Pinus cembra) ist der einzige einheimische Kiefer, der die Nadel in Gruppen von fünf besitzt; sie ist gegen Kälte sehr widerstandsfähig und kann wie die Lärche beträchtliche Alter erreichen; dabei nimmt sie verdrehte Gestalten auf. Das Unterholz besteht hauptsächlich aus Heidekrautgewächsen, Rhododendren und Heidelbeeren.

Die Lärchenwälder bestehen aus dem einzigen europäischen Nadelbaum (Larix decidua), der seine Blätter im Herbst verliert. Diese Pflanze bildet reine Wälder nur in den Pionierstufen, sonst mischt sie sich am leichtesten mit Fichte oder Arve. Wo die Lärche überwiegt, ist das Unterholz sehr artenarmen; nur einige Süssgräser können durch die dicke Nadelschicht wachsen, die sich sehr langsam zersetzt.
 
Foto: Matteo Pegoretti