Diese Landschaften sind im Park insbesondere oberhalb der Waldgrenze und der Hochgebirgsweiden sehr verbreitet und sind durch Felsen und Geröll auf der Oberfläche gekennzeichnet, mit der sich ergebenden Reduzierung der Bodenschicht: Das bringt mit sich sehr schwierige Lebensbedingungen und die Alpenpflanzen zeigen hier mehr als woanders ihre grosse Anpassungsfähigkeit, indem sie morphologische Merkmale annehmen (Zwergwuchs, Behaarung, intensive Blumenfarbe, hochentwickelte Wurzeln), die ihnen ermöglichen, an Orten zu überleben, wo das anderen Arten nicht gelingen würde.

Geröll kann verschiedener Art sein je nach chemischer Beschaffenheit des Gesteins, nach der Textur (die Grösse der Komponente), nach der Stabilität oder der Bewegungsaktivität (Gleiten), der Höhe und Lage. Im Park ist das Schiefergeröll sehr verbreitet, von feinem und relativ feuchtem Material,  und somit trotz seiner Unstabilität sehr günstig für das Pflanzenleben. Kieselsteinschutt und -Geröll sind vor allem rund um das Massiv des Gran Paradiso üblich und bilden eine Umgebung aus grobem Material, mit einem grossen Mangel an Wasser, wo nur diesen Bedingungen stark angepassten Arten (Flora silicicola) hochwachsen, sowie auf dem im Park  viel selteneren Schutt aus hartem Kalkstein (Flora der Kalkböden).

Die durch Wasser-Erosion, Transport und Akkumulation von Gletschern erzeugten Moränen können als kalter Höhenschutt definiert werden, da das Vorhandensein von Eis ein gutes Mass an Feuchtigkeit zumindest an gewissen Tiefen bietet, im Gegensatz zum Schutt, das sowohl auf der Oberfläche wie unterirdisch trocken ist. Auch die Moränen sind von einem an organischen Stoffen armen und grobkörnigen Substrat gekennzeichnet, das aber weniger für mechanische Störungen anfällig ist, die vor allem für Schutt feiner Textur typisch sind. Im Gegensatz ist die Vegetation, die Schutt und Moränen besiedelt, meist die gleiche, eher durch die mineralischen Eigenschaften des Substrates als durch die Herkunft des Steins beeinflusst.

Die Felsen und Klippen sind auch Umweltarten mit extremen Bedingungen für die Vegetation, die durch die chemische Beschaffenheit des Gesteins, durch die Lage und Neigung und durch die Feuchtigkeit beeinflusst wird; sie sind sehr häufig im Parkgebiet auf unterschiedlichen Höhen anzutreffen, und nicht nur auf alpiner und Schneeebene. Wie auf Schutt, Geröll und Moränen leben hier Pflanzen mit typischen morphologischen Eigenschaften wie die Tellerhaltung (Kissen), aus dem nur der Blumen-Schaft sich erhebt, das heisst das lange Wurzel-System, das zwischen den dünnen Felsspalten auf der Suche nach ein wenig Feuchtigkeit sich entwickelt.
 
Foto: Dario De Siena